Geschichte des Platterhofs
Der Platterhof ist ein alter Erbhof aus dem 15. Jahrhundert. Bis 1800 gehörte er zum Klarissenkloster in Meran. Des Marmorabbaus an der Plattenwand und des Kalkbrennens wegen war der Hof wirtschaftlich ziemlich bedeutend. In der Nähe des Platterhofes wurden Überreste von Kalk-Brennöfen gefunden.
Es waren vor allem drei Dinge, die man brauchte, um auf dem Berg zu bestehen: Gesundheit, Glück und Gottvertrauen. Um sich den Segen von oben zu sichern, ließ der Besitzer des Platterhofs bei St. Johann um das Jahr 1800 eine Kapelle neben seinem 1200 Meter hoch gelegenen Hof errichten und holte sich bei dieser Gelegenheit gleich die ganze Welt ins Haus.
Auf der Kapellendecke sind vier Kontinente in Gestalt wunderlicher Figuren abgebildet: ein schwarzer Afrikaner, ein schlitzäugiger Chinese, ein gekrönter Europäer und ein federgeschmückter Indianer. Australien und die Antarktis fehlen im Figurenkabinett. Von Kängurus wusste man im Ahrntal damals offensichtlich nichts, und die Antarktis war noch nicht entdeckt.
Mehr als mit dem ewigen Eis auf Erden beschäftigte man sich deshalb mit den Flammen der Unterwelt und hängte – um ihnen zu entgehen – „Ein bewährtes Rezept gegen die Hölle“ in der Kapelle des Platterhofs auf. Wir wollen mit der Sonne durchs Leben gehen, und die Sonnenuhren, die wir entlang des Sunsatweges aufgestellt haben, sollen uns daran erinnern. Sie sind aus unterschiedlichen Materialien gefertigt und erzählen unterschiedliche Geschichten, doch sie zeigen alle die gleiche Zeit an: Die Zeit, die uns geschenkt ist, um innezuhalten, dankbar zu sein und die Schönheit und Kraft der Natur auf uns wirken zu lassen.
Ein bewährtes Rezept gegen die Hölle
Zuerst nimm fünf Lot an Traurigkeit, zehn Lot an Geduld,
fünfzehn Lot an Mäßigkeit, zwanzig Lot an Keuschheit,
25 Lot an Demut, dreißig Lot an Freigebigkeit.
Dieses gib’ alles zusammen in den Mörser des katholischen Glaubens, mit dem Stößel der Stärke. Dann gieße dazu ein Viertel der Hoffnung, siede es in der Pfanne der Gerech- tigkeit, im Feuer der christlichen katholischen Liebe. Rühre es oft um mit einem andächtigen Gebet und behalte es auf in dem Geschirr der Beständigkeit, damit der Schimmel der Eitelkeit nicht dazu kommt. Mit dieser Salbe schmier dich täglich ein morgens und abends. Es hilft gegen die Hölle!
Probatum est (Das ist erwiesen). (Anonymus, Kapelle Platterhof)